Nachruf auf Universitätsprofessor Dr. Walter Gräf
(29. Oktober 1933 – 8. August 2024)
Zusammengestellt von Ingomar Fritz
Walter Gräf, am 29. Oktober 1933 in Tulln, Niederösterreich, als Sohn des praktischen Arztes Dr. Franz Gräf und seiner Frau Else geboren, besuchte in Tulln die Volksschule und die erste Klasse der Mittelschule. Die Fortsetzung der Schulausbildung erfolgte in Linz und Graz, wo er 1952 auch die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte er an den Universitäten Graz und Marburg an der Lahn die Fächer Geologie-Paläontologie und Mineralogie-Petrographie. Im Jahre 1958 promovierte er an der Universität Graz zum Dr. phil. und begann am hiesigen Institut für Geologie und Paläontologie seine berufliche Tätigkeit als Wissenschaftliche Hilfskraft, Hochschulassistent und Oberassistent. In diesem Jahr verehelichte sich der Jungakademiker mit seiner Frau Brunhilde, geb. Hagedorn-Kreuger und gründete eine Familie, der drei Töchter entstammen.
Im Jahr 1971 wechselte Walter Gräf an das Landesmuseum Joanneum (heute Universalmuseum Joanneum) und trat die Nachfolge von Maria Mottl an. Nach dem plötzlichen Tod von Karl Murban noch im selben Jahr, wurde er bald darauf mit der Leitung der Abteilung für Geologie, Paläontologie und Bergbau (heute Sammlung Geologie & Paläontologie) beauftragt. Die nachfolgenden Jahre waren geprägt von öffentlichkeitswirksamen Aktivitäten, wobei die Neugestaltung der Schausammlung der Abteilung, aber auch zahlreiche Sonderausstellungen zu verschiedensten Themen der Erdwissenschaften besonders hervorzuheben sind. Die freundschaftliche und wissenschaftlich ergänzende Zusammenarbeit von Walter Gräf mit seinem langjährigen engen Mitarbeiter Fritz Ebner führte in der Folge zu einer Vielzahl von Publikationen.
Im Laufe der Zeit wurden dem allseits anerkannten Erdwissenschaftler zahlreiche Funktionen und Ämter übertragen, die er mit großem Engagement ausübte. So war er, gemeinsam mit Helmut W. Flügel, 1972 als Geschäftsführer der 42. Jahrestagung der Deutschen Paläontologischen Gesellschaft und der Tagung der Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie in Graz für die Durchführung verantwortlich. Ab 1973 war Walter Gräf Lehrbeauftragter an der Universität Graz. Im Jahr 1974 erhielt er für besondere Verdienste den Theodor Körner Preis. Die Ernennung zum Korrespondenten der Geologischen Bundesanstalt und die Lehrbefugnis für Geologie und Paläontologie an der Universität Graz folgten im Jahr 1975.
Die fachliche Kompetenz von Walter Gräf und seine Tätigkeiten im Rahmen des Geologisch-Mineralogischen Landesdienstes führten dazu, dass er als Vertreter des Landes Steiermark zahlreiche Funktionen in verschiedenen Fachbereichen der Geowissenschaften auf nationaler und internationaler Ebene ausübte. So wurde er 1977 zum Mitglied des Bund-Bundesländer-Koordinationskomitees für Rohstoff- und Energieforschung, zum Fachvertreter der Steiermark in den Arbeitsgruppen für die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Geowissenschaften und Rohstoffe zwischen der Republik Österreich und der Bundesrepublik Deutschland sowie zwischen Österreich und Ungarn.
Von 1978 -1984 war er Mitglied des Fachbeirates der Geologischen Bundesanstalt in Wien und 1977/78 Leiter der Arbeitsgruppe Steiermark der Österreichischen Geologischen Gesellschaft. In den Funktionsperioden 1981/82 und 1983/84 übernahm Walter Gräf den Vorsitz der Österreichischen Geologischen Gesellschaft.
Im Jahr 1979 kam es in der Forschungsgesellschaft Joanneum (heute JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft mbH) zur Gründung des Institutes für Umweltgeologie und Angewandte Geographie (später Institut für Umweltgeologie und Ökosystemforschung) mit dessen Leitung Walter Gräf beauftragt wurde. Unter seiner Federführung kam es zu einer umfassenden Aufarbeitung verschiedenster geowissenschaftlicher Daten des Landes Steiermark, die in Form umfangreicher Berichte dokumentiert sind. Die Erstellung von zunächst analog gefertigten Kartenblättern zu den Themen Naturraumpotential, Rohstoffsicherung und verschiedensten geo- und biowissenschaftlichen Inhalten waren für Österreich richtungsweisend. Unter seiner Leitung wurde an diesem Institut für die Steiermark, als erstes Bundesland, eine flächendeckende digitale geologische Karte erstellt.
Von 1980 - 1988 war Walter Gräf Ländervorsitzender des Arbeitskreises Naturraumpotentialkarten in der Österreichischen Raumordnungskonferenz. Zudem übernahm er für die Funktionsperioden 1983/84 und 1985/86 den Vorsitz des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark. Im Jahre 1984 erfolgte die Ernennung zum Ao. Universitätsprofessor. Anlässlich der 5. Jahrestagung der Österreichischen Geologischen Gesellschaft in Eisenerz wurde Walter Gräf wieder zum Geschäftsführer bestellt und organisierte auch eine großartige Veranstaltung im Rahmen der Steirischen Landesausstellung in der alten Bergbaustadt. Ab 1986 war Walter Gräf Mitglied der Höhlenkommission der Steiermärkischen Landesregierung und ab 1987 übte er die Funktion des Stellvertretenden Direktors des Landesmuseums Joanneum aus. In den Funktionsperioden 1990/91 und 1992/93 war Walter Gräf Vorsitzender der Vereinigung für Angewandte Lagerstättenforschung (VALL) in Leoben. Ab 1990 war er zudem Ländervertreter im Österreichischen Nationalkomitee für die Internationale Dekade zur Reduktion von Naturkatastrophen an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften mit Sitz in Wien, ab 1993 steirischer Vertreter im Österreichischen Nationalkomitee für Geologie. Im Jahr 1993 führte er den Vorsitz im Programmkomitee der Umweltwissenschaftlichen Fachtage in Graz.
Walter Gräf war Vorstandsmitglied des Naturwissenschaftlichen Vereines für Steiermark, der Vereinigung für hydrogeologische Forschungen in Graz und der Österreichischen Paläontologischen Gesellschaft. Viele Jahre war er Mitglied zahlreicher Prüfungskommissionen am Land Steiermark, der Universität Graz, der Montanuniversität Leoben, des Landesverbandes der Steirischen Volkshochschulen und der Urania.
Die Vielzahl seiner Funktionen, der unermüdliche Einsatz in den verschiedensten Bereichen seiner Tätigkeiten zur Konzipierung und Umsetzung von Projekten und Zielen war verbunden mit enormer Anstrengung und blieb nicht ohne Folgen. Am 5. Jänner 1996 erlitt er in seinem Büro einen Herzinfarkt - ein gravierender Einschnitt im Leben - aber bereits nach einigen Monaten der Genesung und der psychischen Überwindung trat Walter Gräf wieder voll ins Arbeitsleben ein.
Im Jahr 2013 wurde Univ.-Prof. Dr. Walter Gräf das „Große Ehrenzeichen des Landes Steiermark“ durch Herrn Landeshauptmann Mag. Franz Voves verliehen.
Schlussendlich gilt es Dank zu sagen, im Namen aller ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die unter der Führung von Walter Gräf die Möglichkeit erhielten, sich beruflich zu entfalten, aus seinem Wissen zu schöpfen und deren Fragen um Hilfestellung stets auf offene Ohren trafen.
Walter Gräf wurde am 16. August 2024 in aller Stille im engsten Familienkreis verabschiedet.
In großer Dankbarkeit und tiefer freundschaftlicher Verbundenheit
Ingomar Fritz
https://opac.geologie.ac.at/ais312/dokumente/Mitt_Geol_Pal_Joanneum_SH2_full.pdf